In Anlehnung an das Gedicht „Ich bitte um Ruhe“ von Pablo Neruda machen wir einen Rundgang durch Berlin und wählen im Laufe der Jahreszeiten einige typische Aktivitäten aus:
Ich bitte um Ruhe.
Nun lasse man mich in Ruhe.
Nun mag man sich an mein Abwesendsein gewöhnen.
Ich will meine Augen schließen.
Fünf Dinge nur will ich,
fünf eingewurzelte Vorlieben.
Eine ist die unendliche Liebe.
Die zweite ist, den Herbst erleben.
Ich kann, ohne dass Blätter
treiben und zur Erde kehren, nicht sein.
Das dritte ist der bittere Winter,
der Regen, den ich geliebt, des Feuers
Zärtlichkeit inmitten grimmiger Kälte.
An vierter Stelle der Sommer
prall wie eine Wassermelone.
Das fünfte sind deine Augen.
Mathilde, inniggeliebte,
ich mag nicht schlafen ohne deine Augen,
mag nicht leben ohne deinen Blick:
Ich tauschte den Frühling ein,
damit du mich fort und fort anblickst.
Freunde, das ist alles, was ich begehre.
Es ist fast nichts und doch fast alles.
Nun könnt ihr gehen, wenn ihr wollt.
Ich werde so lange gelebt haben
dass ihr eines tages zwangsläufig mich vergessen müβt
und mich auslöschen auf der schiefertafel:
mein herz war unendlich
Aber wenn ich ruhe verlange
glaubt nicht dass ich steben will:
ganz das gegenteil widerfährt mir:
ich werde anfangen zu leben
ich bin und bleibe da.
Jenes wird nicht sein, sondern
in mir wird getreide wachsen,
zuerst das samen kommen,
das die erde durchbricht
um das licht zu schauen,
doch die muttererde ist dunkel:
und dunkel bin ich in meinem innern:
bin wie ein brunnen in dessen wasser
die nacht ihre sterne beläβt
und allein bleibt auf dem felde.
So viel wie ich lebte
so viel will ich zum andern leben.
Darum geht’s.
Nie zuvor fühlte ich mich so im einklang,
nie zuvor hatte ich küsse so viel.
Jetzt, wie immer, ist frühe stunde.
Das licht fliegt mit seinen bienen.
Laβt mich allein mit dem tag.

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